Costantino Ciervo
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Gefangener der Kunst, 1997

10 Exemplare (I. Edition 2006 - II. Edition 2018)
Foto auf Aludibond; Zertifikat
Maße: 64 x 100 cm

 

Die Edition "gefangener der Kunst" ist eine Extrapolation aus der Installation "Gefangener der Kunst" 1997( http://www.ciervo.org/1997%20-%20Gefangener%20der%20Kunst/gefangener%20der%20Kunst.htm)
1997 wurde die Installation in einer Förderkojeauf auf der Art Cologne präsentiert. Die Installation spiegelt vordergründig eine Auseinandersetzung mit der jüngeren deutschen Geschichte, NS-Zeit und RAF- Terrorismus der 70er Jahre und den Ereignissen im "Deutschen Herbst" 1977. Grundthema der Arbeit ist die Vergangenheitsbewältigung, zum einen in Bezug auf die kollektive Geschichte, zum anderen im Hinblick auf die individuelle Lebensgeschichte und der Spaltung von Sprache und Persönlichkeit als Ursache für Verdrängung.

Auf sechs Monitoren werden Begriffe eingeblendet, die rein zufällig aus einem Wörterbuch entnommen sind. Jedes Wort wir bei Erscheinen gleichzeitig von einer monoton klingenden Frauenstimme vorgelesen. Drei weitere Monitore im mittleren Teil der Arbeit zeigen den NS-Propagandafilm "Triumph des Willens" (1935) von Leni Riefenstahl.
Die Brisanz der Arbeit entsteht durch die Gegenüberstellung (nicht Gleichsetzung) von rechtem NS-Terror und politisch motiviertem Linksterrorismus, also politisches Handeln. Die Videoinstallation ist darüber hinaus auch eine selbstkritische Befragung des Künstlers (auch seiner Rolle im Kunstmarkt), der sich mit Hilfe digitaler Bildbearbeitung, zweifach in dokumentarische Originalfotos von der Entführung des Arbeitgeberpräsidenten Hans-Martin Schleyer am 5. September 1977 in Köln, integriert hat. Paradoxerweise stellt er sich sowohl im Foto vom Originalschauplatz der Entführung als tot oder schlafend dar als auch im bekannten Porträt von Schleyer in Gefangenschaft. Das Originalfoto vom 6. September 1977 sollte beweisen, dass Schleyer noch lebendig war, um gegen die in Stammheim einsitzenden RAF-Terroristen Baader, Ensslin und Raspe ausgetauscht zu werden. Die Ambivalenz der Täter-Opfer-Rolle im Falle Schleyers, eines ehemaligen SS- Mannes und reaktionären Arbeitgeberfunktionärs, der durch drei Kopfschüsse 43 Tage nach seiner Entführung zum Opfer der Terroristen wurde, wird deutlich.